Aphorismen, Sprüche und Kurzgedichte

 

Meine Vorliebe für Aphorismen geht vermutlich auf die Lektüre von Stanislaw Jerzy Lec‘s  „Letzte unfrisierte Gedanken“ aus dem Jahr 1968 (Carl Hanser Verlag, Reihe Hanser 10) zurück; auch der Schriftsteller und Physiker Georg Christoph Lichtenberg, der im 18. Jahrhundert mit 28 Jahren der erste deutsche Professor für Experimentalphysik in Göttingen wurde, mag dabei eine Rolle gespielt haben. Von ihm sind zahlreiche Aphorismen überliefert (vgl. die „Sudelbücher“, ab 1764).

Jedenfalls schreibe ich seit längerer Zeit Aphorismen, Sprüche und Kurzgedichte, die meist gereimt daher kommen und in »Der Garten blüht« (→ Meine Gedichte) teilweise veröffentlicht sind. Diese Seite ist solchen Kurztexten vorbehalten und enthält in unregelmäßigen Abständen neue „lyrische Splitter“ (S.J. Lec), die mir meist nebenbei einfallen oder als Rest von verunglückten Gedichten übrig geblieben sind. Sie sind meist kurz, vieldeutig, satirisch, skeptisch und werden hier zusammen mit einigen Acrylgemälden meiner ältesten Tochter JULIA veröffentlicht http://juliareiprich.jimdo.com/ oder mit eigenen Fotos.  Die Gemälde sind auch käuflich zu erwerben, stehen aber wie die Fotos in der Regel in keinem direkten Zusammenhang zu den Aussagen meiner hier veröffentlichten Sprüche.

 

Sprüche zum Klopfen und Einhämmern

Es sind bei LITERURPODIUM.DE bisher 2 Bände über "Haikus und andere Kurzge-dichte, Aphorismen" erschienen, an denen ich beteiligt war (siehe dazu: "Der Garten blüht", 2009, und "Es duftet nach Sonntag", 2011). Der 3. Band befindet sich zur Zeit in Vorbereitung. Auch in diesem Buch werden wieder Aphorismen von mir aus den letzten 4 Jahren enthalten sein. Einige davon können Sie unten schon mal vorweg lesen!

 

© Julia Reiprich (Acryl auf Leinwand, 70 x 70 cm)
© Julia Reiprich (Acryl auf Leinwand, 70 x 70 cm)

 

 

     Begegnung in Pisa 

   

   Es lächelte in Pisa

   mir zu, die Mona Lisa,

  worauf ich ihr von vis-à-

    vis zurief: „Hallo, Lisa!

Was machst du hier in Pisa?

 

      Aus: Der Garten blüht.

               Dorante Edition Berlin 2009, S. 102

 

Jeder weis, die "Mona Lisa" ist auf einem der bekanntesten, wenn nicht auf dem bekanntesten Ölgemälde überhaupt zu sehen, das heute unter den schärfsten Sicherheitsvorkehrungen (hinter kugelsicherem Panzerglas) seit Ende der Französischen Revolution nach einem kurzen Zwischenauffenthalt im Schlafzimmer Napoleons seit 1815 im Pariser Louvre hängt. Ihr rätselhaftes Lächeln ist Legende. In meinem(Nonsense)-Gedicht ist sie offensichtlich aus ihrem Rahmen getreten und hat ihren von den jährlichen Besuchermassen (2007 kamen rd. 8 Millionen, wovon 80 % die Mona Lisa sehen wollten) ohnehin überforderten Wächtern ein Schnippchen geschlagen. Sie hat sich von Paris auf den Weg nach Florenz gemacht (gut 1000 km südlicher) und wurde kurz vor ihrem Ziel in Pisa gesehen. Ob sie Heimweh nach ihrer italienischen Heimat hatte, wo sie zwischen 1503 und 1505 als Kind des Leonardo da Vinci, einem zu dieser Zeit bereits berühmten Maler, geboren wurde? Oder wollte sie lediglich einmal ihre Ruhe vor den unzähligen Schaulustigen aus aller Welt haben? Die Antwort ist wie ihre Identität unbekannt. Jedenfalls war sie zwischen dem 21. November 1911 und dem 4. Januar 1914 nicht im Louvre. Man hatte "La Gioconda", wie sie die Italiener nennen, weil sie ihrer Meinung nach die Gattin des Francesco del Giocondo, einem Kaufmann und Seidenhändler aus Florenz war, gestohlen. So die offizielle Version der Geschichte! Aber, vielleicht fällt Ihnen ja zu dieser mysteriösen "Begegnung in Pisa" noch eine bessere Erklärung ein, die ich übersehen bzw. nicht mitbekommen habe.

 

 

Wer den Teufel an die Wand malen kann,

muss ihm schon einmal begegnet sein.

 

Wenn die Liebe durch den Magen geht,

ist sie auf dem falschen Weg.

 

 

Es ist belanglos, durch wie viel Hände

das Geld schon gegangen ist,

solange es nur auf dem richtigen Konto

angekommen ist.

 

 


Es ist leichter,

seine Fahne nach dem Wind zu hängen,

als die Windrichtung zu ändern.

 Je

 


Jede Zeit hat ihr eigenes Gesicht

und wir sind es, die damit herumlaufen.

 



Es bleibt nur wenig Zeit für die Gegenwart,

wenn man sich zu viel Sorgen um die Zukunft macht.

 

 


Ein Auge zuzudrücken,

ist das Mindeste, was man tun kann,

um nicht alles sehen zu müssen.

 

 

 

Vorurteile sind so schwer zu ändern,

weil wir unser Leben nach ihnen

ausgerichtet haben.


 

 

Es bleibt nur wenig Zeit für die Gegenwart,

 

wenn man sich zu viel Sorgen um die Zukunft macht.

 

 

 

Es ist angenehmer hoffnungsfroh zu reisen,

 

als enttäuscht anzukommen.

 

 

 

Ein Weg nach oben, ist immer auch ein Weg nach unten.

 

 

 

Was man durch die Blume sagt, muss man nicht aussprechen

 

und was zwischen den Zeilen steht, nicht aufschreiben.

 

 

 

Wer viel liest, denkt viel nach,

 

  ist öfter müde und schläft schneller ein.