Mehr Lust auf Lyrik

Wie bei diesem Logo geht es im nebenstehenden Text um neue Wege im Umgang mit Lyrik.
Wie bei diesem Logo geht es im nebenstehenden Text um neue Wege im Umgang mit Lyrik.

Wege aus dem traditionellen Umgang mit Gedichten

 

 

Die Hintergründe für das schlechte Abschneiden von Lyrik in der polis-Umfrage von 2005 (→ Start) liegen vermutlich im didaktischen Bereich des Deutschunterrichts an Schulen. Dem ist es offenbar nicht gelungen, eine "dauerhaftere Beziehung zu dieser besonderen literarästhetischen Kunstform" herzustellen (Frederking, 2007). Das Gedicht "Gedichtbehandlung" von Bernd Lunghard versucht die näheren Gründe für das allgemeine Desinteresse an Lyrik darzustellen: ein zu wenig an den Bedürfnissen der Schüler(innen) orientierter Lyrikunterricht, der keinen Raum für einen "kreativ-spielerischen" Umgang mit Gedichten zulässt.

Frederking zeigt in seinem Aufsatz "Lyrikunterricht symmedial und digital" (vgl. Nr. 72 in der Liste seiner Publikationen) wie man durch den kombinierten Einsatz von Text-, Bild-, Ton- und Filmdokumenten (multimedialer Ansatz erläutert am Beispiel von Goethes Ballade "Der Zauberlehrling") zu einem "komplexen, fruchtbaren, erkenntnisreichen und lustvollen Umgang" mit Gedichten kommen kann. Der Lyrikunterricht an Schulen sollte daher "... in weitaus stärkeren Maße auf den Computer (und seine technischen Möglichkeiten, d. Verf.) ... zurückgreifen ... als dies bislang der Fall gewesen ist".

Es wäre zu wünschen, dass dieses moderne didaktische Konzept Eingang in den praktischen Deutsch(Lyrik)unterricht findet, um den schulischen Umgang mit Lyrik aus der offenbar anhaltenden Misere herauszuführen und so den Schülern(innen) mehr "Lust auf Lyrik" zu machen.

Ein "symmedialer Erfahrungs- und Handlungsspielraum" bietet da nach Frederking den Schülern(innen) 3 Vorteile: Hörtexte können nach Belieben und Vorlieben wiederholt angehört werden, sie lassen sich zusammen mit literalen Texten rezipieren und die dabei erhaltenen Eindrücke können leicht fixiert, ergänzt und modifiziert werden. Im Anschluss an die individuellen Erfahrungen sollte ein Gespräch die gewonnenen Höreindrücke und erzielten ästhetischen Wirkungen aufzeigen und für das Textverständnis nutzbar machen. Außerdem ist daran zu denken, durch Musik, szenische (theatrale) Darstellungen und z.B. auch durch das Entwerfen und Online stellen einer kostenlosen Internetseite wie dieser sowie weiterer auf digitalen Medien basierenden Eigeninitiativen, den Zugang und das Verständnis für lyrische Texte weiter zu fördern.

Diese alternativen Formen des Umgangs mit Lyrik sollten im Unterricht einen festen Platz in der ästhetischen Erziehung der Schüler(innen) haben, damit die durch Lyrik vermittelbaren Bildungsinhalte wieder besser wahrgenommen und verarbeitet werden können. Ein multimediales, vom Aufwand her verhältnismäßig leicht zu realisierendes Konzept, kann dazu im Zeitalter des Computers und des Internets, die besonders in der jüngeren Generation begeisterte Aufnahme finden, einen lebendigen und besser zu akzeptierenden Beitrag leisten, als es die überholten Formen eines traditionellen, vorwiegend analytisch-diskursiven Umgangs mit Gedichten jemals konnten bzw. können. 


 

 

"Ich finde Ihre Darstellung sehr gelungen und freue mich über die Resonanz im Sinne der Sache".


Prof. Dr. V. Frederking, Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur, Universität Erlangen-Nürnberg (Aus einem Schreiben an den Autor vom 30.7.2009).

 

 

Lyrik - nein danke!?

Lyrikverdrossenheit im Unterricht: Ursachen und Möglichkeiten der Veränderung

 

 

Schüler(innen) und viele Erwachsene halten nicht viel von Lyrik. Es fehlt ihnen der Zugang.
Schüler(innen) und viele Erwachsene halten nicht viel von Lyrik. Es fehlt ihnen der Zugang.

Was verleidet Schülern(innen) die Beschäftigung mit Lyrik im Deutschunterricht? Warum zeigen sie so wenig Bereitschaft und innere Anteilnahme bei der Rezeption von Gedichten? Wie lässt sich die vorwiegend negative Einstellung zu Lyrik bei Jugendlichen verbessern?

 

Diese oder ähnliche Fragen stehen gewöhnlich am Anfang von Überlegungen zur Verbesserung des Lyrikunterrichts an Schulen (Sekundarstufe I).

Christine Nissen stellt gleich zu Beginn in der ihrer Dissertation zugrundeliegenden Fallstudie fest: Ein herkömmlicher auf die Analyse von Inhalt, Struktur und Form sowie Auswendiglernen von Gedichten festgelegter Lyrikunterricht „alter Schule“ hat bei den Schülern(innen) eine ablehnende Haltung gegenüber lyrischen Texten erzeugt und bleibend hinterlassen. Es hat sich insbesondere eine unselige gedankliche Verbindung von Gedicht und Auswendiglernen herausausgebildet und verfestigt, die Frustrationen hervorruft und demotiviert.

Um wieder „eine positive Begegnung“ mit Lyrik zu ermöglichen, sollten die Voraussetzungen für einen mehr schülerorientierten Lyrikunterricht erarbeitet und nach Aufstellung und Bewährung entsprechender Konzepte in die Unterrichtspraxis eingeführt  werden.

Aus der von Nissendurchgeführten anwendungsorientiert angelegten Studie ist zu entnehmen, dass eine „signifikant positivere Einstellung gegenüber Lyrik und Lyrikunterricht“ zu erreichen ist, was in einer „gesteigerten Bereitschaft“ (Motivation) und „deutlicheren Akzeptanz“ für die Behandlung von Gedichten im Unterricht zum Ausdruck kam. Besonders gut angenommen wurden dabei von Jugendlichen für Jugendliche geschriebene Gedichte (selbst verfasste Jugendlyrik), die offenbar einen mehr „jugendgemäßen“ Einstieg (Motivationsanreiz) in die allzu negativ vorbelastete Thematik bei den Lernenden ermöglichte. Diese Ergebnisse wurden mit 436 Schülern(innen) aus 22 Klassen der Sekundarstufe I in einer Fragebogenaktion vor und nach Durchlaufen einer Unterrichtseinheit über Lyrik festgestellt und statistisch abgesichert.

Die Chancen Schüler(innen) an Lyrik heranzuführen und dauerhaft dafür zu begeistern stehen nach den empirischen Ergebnissen dieser Studie so schlecht nicht, vorausgesetzt man berücksichtigt die spezifischen Sichtweisen der Schüler(innen), ihre aktuellen Interessen und besonderen Ansprechmöglichkeiten. Mit diesem didaktischen Wissen im Hintergrund und einem engagierten Lehrer(in) sollte ein „gangbarer Weg der Lyrikvermittlung“ im Deutschunterricht möglich sein.

 

Vielleicht gelingt es ja doch noch, die allgemein ablehnende Haltung gegenüber Lyrik langfristig zum Besseren zu verändern und ihren Wert für „das heutige Welt- und Selbstverstehen“ zu begreifen und anzunehmen (Spinner, 2005, zit. in Nissen). An einschlägiger Literatur und ernsthaften Bemühungen mangelt es wohl kaum. Allerdings fehlen die Vorbilder: Viele Erwachsene haben selbst Probleme im Umgang mit Gedichten (→ Start).

 

Christine Nissen: Schülerorientierter Lyrikunterricht. (Dissertation der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, vorgelegt im Juli 2001).

 

 

Ihre umfangreiche Website habe ich mit Interesse und Vergnügen und Bewunde- rung für Ihre Kreativität gelesen ... Ich wünsche Ihnen weiterhin allen Erfolg und danke Ihnen von Herzen für Ihr engagiertes Eintreten für die Sache der Lyrik."

 

(Dr. Christine Nissen in einem Schreiben an den Autor vom 6. August 2009)

 

 

 

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Lyrikverführer

Eine Gebrauchsanweisung zum Lesen von Gedichten.

Demnächst hier!

Ein Bericht von Norbert Hummelt (Lyriker) und Klaus Siblewski (Lektor) über das Entstehen von Gedichten.
Ein Bericht von Norbert Hummelt (Lyriker) und Klaus Siblewski (Lektor) über das Entstehen von Gedichten.