Friedrich Fröbel: Der Vater des Kindergartens

Leben und Werk eines romantischen Pädagogen

Das pädagogische Werk Friedrich Fröbels (1782 - 1852) ist in einer bewegten zeit- und geistesgeschichtlichen Situation (Befreiungskriege, Restauration und Romantik) entstanden.

Die besonderen politischen Umstände mit ihren tiefgreifenden Veränderungen und insbesondere das Gedankengut der deutschen Romantiker haben neben unmittelbaren Vorbildern wie Heinrich Pestalozzi (1746 - 1827) wesentlichen Einfluss auf seine Vorstellungen von Erziehung genommen. Es ist daher zum besseren Verständnis seiner Pädagogik hilfreich, sein Leben und Werk in Zusammenhang mit den gesellschaftlichen Problemen seiner Zeit und den in ihr wirksamen geistigen Strömungen zu sehen.

Friedrich Fröbel hat uns als der wichtigste Vertreter der deutschen romantischen Pädagogik mehr hinterlassen als nur die bis heute so erfolgreiche Idee und Institution des Kindergartens. Seine romantische Weltsicht, wonach "in allem ein ewiges Gesetz ruht, wirkt und herrscht", das sich "im Äußeren, in der Natur wie im Innern, in dem Geiste und den beiden Einenden, in dem Leben ..." ausdrückt, ist Basis seiner umfassenden "Erziehungs-, Unterrichts- und Lehrkunst", aus der heraus alles weitere abgeleitet wird. Diese, die äußere Natur und das Innere des Menschen umfassende (Lebens) Einheit, die Fröbel Gott nennte, haben wir heute weitgehend verloren.

Es wird aber an den globalen Umweltproblemen unserer Zeit und der sich daran anschließenden Diskussion über ein neues Naturbewusstsein immer deutlicher, dass die ganzheitliche Auffassung von Mensch, Mitwelt und Schöpfung für ein Überleben der Menschheit unverzichtbar ist.

Friedrich Fröbels Hauptwerk "Die Menschenerziehung" von 1826 blieb, wie so viele Werke der Romantiker, Fragment - es liegt bei uns, das begonnene pädagogische Werk fortzuführen, um auf diesem und anderen Wegen ein Umdenken bzw. Umfühlen in unserem entfremdeten Verhältnis zur Natur herbeizuführen.

 

Lebensbeschreibung

Friedrich Fröbel wurde am 21. April 1782 als Sohn des evangelischen Pfarrers Johan Jakob Fröbel (1730 - 1802) im thüringischen Oberweißbach geboren.

Sein Geburtsort gehörte zum Fürstentum Schwarzburg-Rudolfstadt, einem von vielen Kleinstaaten, in dem seinerzeit etwa 60 000 Einwohner lebten.

Friedrich ist das jüngste von 6 Kindern. Als seine Mutter am 7. Februar 1783 stirbt, bleibt er sich im Kreise der wesentlich älteren Geschwister weitgehend selbst überlassen. Mit seinem Bruder Christoph (geb. 1768) verband ihn später eine enge Freundschaft.

1785 heiratet der Vater Friederike Sophie Otto, zu der Fröbel im weiteren Verlauf seiner Kindheit ein äußerst gespanntes Verhältnis hat. Es war ihm bei Strafe verboten, das Hausgrundstück zu verlassen und mit den Dorfkindern zu spielen. Von seiner Stiefmutter wurde er nur in der dritten Person angesprochen.

Von 1789 bis 1792 besuchte er die Elementarschule (Grundschule) in Oberweißbach. 1792 wurde Fröbel dann als 10jähriger vom Bruder seiner Mutter, dem in Stadtilm intendierenden Superintendenten, Johann Christoph Hoffmann, aufgenommen. Damit endete das schwierige Verhältnis zu seiner Stiefmutter und er konnte sich jetzt frei bewegen und in der Gemeinschaft Gleichaltriger aufwachsen. Im Hause des Onkels blieb er bis zum Abschluss seiner Schulzeit 1796.

Seine Kindheit war geprägt vom frühen Verlust der Mutter, der Liebe zur Natur und von der dogmatisch-christlichen Gläubigkeit seines Vaters.

 

Im Anschluss an seine Schulzeit versucht sich Fröbel zunächst als Schreiber, tritt dann aber im Juni 1997 eine Forst-Geometerlehre (Feldmesserlehre) in der Försterei bei Hirschberg/Saale an. Sein Lehrherr, der Förster Witz, kümmert sich allerdings wenig um die Ausbildung seines Lehrlings, sodass diesem viel freie Zeit verbleibt, sich selbst zu beschäftigen. Der 15jährige Fröbel beginnt, Pflanzen- und Steinsammlungen anzulegen, Landkarten der Umgebung zu zeichnen und Bücher über Forstwirtschaft und Mathematik zu studieren. Diese Zeit war mitentscheidend für seine Hinwendung zur Natur und seinen Drang, die in ihr wirkenden Gesetze zu ergründen.

 

Am 22. Oktober 1799 beginnt Fröbel dann auf eigenen Wunsch und gegen den anfänglichen Widerstand des Vaters in Jena Naturwissenschaften zu studieren.

Im Frühjahr 1801 (im 4. Semester) zwingen ihn finanzielle Schwierigkeiten (Karzerstrafe wegen Schulden) jedoch, das Studium aufzugeben und in sein Elternhaus in Oberweißbach zurückzukehren.

Als der Vater am 10. Februar 1802 stirbt, beginnen für Fröbel Wanderjahre, die ihn weit in Deutschland herumführen und währenddessen er verschieden Tätigkeiten in der Forst- und Landwirtschaft ausübt, ohne eine endgültige berufliche Existenz zu finden. Nebenbei beschäftigt er sich mit den naturphilosophischen Schriften F.W. Schellings (1775 - 1854), liest Werke von E.M. Arndt (1769 - 1860) und des romantischen Dichters F. v. Hardenberg, genannt Novalis (1772 - 1801).

 

Mehr durch Zufall wird Fröbel 1805 in Frankfurt mit Gruner, dem Leiter der dortigen von Pestalozzi beeinflussten Musterschule bekannt. Auf diese Weise findet er zum Erzieherberuf, wird Lehrer an dieser Schule und besucht noch im Herbst desselben Jahres für 14 Tage Pestalozzi zu Fuß in Iferten. Zurück in Frankfurt übernimmt Fröbel am 24. Juni 1806 eine Hauslehrerstelle bei der Familie von Holzhausen und unterrichtet deren vier Kinder. Diese gesicherte Position ermöglicht es ihm, von September 1808 bis 1810 als Hofmeister der Kinder der Frankfurter Familie bei Pestalozzi in Iferten zu hospitieren. In dieser Zeitkommt es zu einer nachhaltigen Berührung mit den pädagogischen Vorstellungen Pestalozzis (Elementarmethode).

 

Im Mai 1811 kündigt Fröbel seine Hauslehrerstelle, um in Göttingen und Berlin (ab November 1812) seine wissenschaftliche Ausbildung zu vervollständigen (Studium der alten Sprachen und der Physik, Chemie und Mineralogie). In Göttingen entwickelt Fröbel seine eigene Weltsicht, die Konzeption der "Sphäre", seinen erfolgreichen Versuch, den Zusammenhang von Einheit und Mannigfaltigkeit philosophisch zu begreifen. In Berlin hat Fröbel außerdem Gelegenheit, Vorlesungen des Philosophen J.G. Fichte (1762 1814) zu besuchen.

 

Als im März 1813 der allgemeine Kampf gegen die napoleonische Fremdherrschaft ausbricht, meldet sich Fröbel im April freiwillig zum Lützowschen Freikorp als Symbol der jungen national-liberalen Bewegung. Bis Ende Juni 1814 nimmt Fröbel an den Befreiungskriegen teil, die seine endgültige Hinwendung zum Erzieherberuf bestimmen. Hier lernt er auch seine späteren Mitarbeiter Wilhelm Middendorf und Heinrich Langethal kennen. Anschließend wird Fröbel Assistent am Museum für Mineralogie der Universität Berlin, wo er bis April 1816 bleibt.

 

Am 13. Novembrer 1816 gründet Fröbel dann eine eigene Schule, die "Allgemeine deutsche Erziehungsanstalt" in Griesheim/Thüringen, wo er zunächst fünf Kinder seiner Brüder (Christoph war im Dezember 1813 an Typhus verstorben) unterrichtet und verlegtdann seine Anstalt im Juni 1817 nach Keilhau bei Rudolfstadt. Am 11. September 1817 heiratet Fröbel Henriette Wilhelmine Hoffmeister, geschiedene Klöpper, in Berlin und holt sie nach Keilhau.

 

Beeinflusst durch Fichte, ein nationales deutsches Erziehungswesen zu schaffen, entwickelt Fröbel sein Konzept von der entwickelnd-erziehenden Menschenbildung auf bürgerlich- demokratischen bzw. -humanistischer Grundlage in den sogenannten "kleinen Keilhauer Schriften" von 1820 - 1823. 1823 schließt sich Johannes Barop Fröbel an; Ende des Jahres leben in der Keilhauer Anstalt 40 Zöglinge.

 

Die pädagogischen Vorstellungen von Fröbel stehen im Widerspruch zu den damaligen Zielen in der Gesellschaft, sodass die Keilhauer Anstalt im Zuge der Restauration (1815 - 1848) in den Ruf eines "Demagogennestes" kommt und aus Mangel an Schülern an den Rand des Ruins getrieben wird.

 

1826 erscheint Fröbels zusammenfassendes Hauptwerk "Die Menschenerziehung" (gekürzter Titel) als Band 1 eines auf 2 Bände angelegten Werkes.

 

1830 als in Keilhau nur noch fünf Schüler verblieben sind (1826 waren es noch über 60), übernimmt J. Barop die Leitung der Anstalt, während Fröbel nach einem Frankfurt-Aufenthalt seine Tätigkeit auf die Schweiz ausdehnt, wo er zwischen August 1831 und September 1836 eigene Zweiganstalten in Wartensee bei Luzern, Willisau und in Burgdorf (ein Waisenhaus) gründet. Die Leitung des Waisenhauses in Burgdorf übernimmt Fröbel 1835 selbst. Seine Erfahrungen mit den Vorschulkindern des Waisenhauses veranlassen ihn, sein Hauptwirkungsfeld in der Erziehung dieser Kinder zu sehen.

 

Im Januar 1837 siedelt Fröbel mit seiner Familie nach Blankenburg in Thüringen über, wo aus der von Fröbel bis Juni 1839 geführten "Spiel- und Beschäftigungsanstalt" der "Kindergarten" (eine Wortschöpfung Fröbels) hervorgeht. Die Gründungsveran-staltung des "Allgemeinen deutschen Kindergartens" findet ein Jahr nach dem Tod seiner Frau (gest. am 13. Mai 1839) am 28. Juni 1840 im Rathaussaal zu Blankenburg statt. Mit der Institution der Kindergartens, "einer allgemeinen Anstalt zur Verbreitung allseitiger Beachtung des Lebens der Kinder, besonders zur Pflege ihres Thätigkeitstriebes" verfolgt Fröbel die Idee, alle Kinder vom 3. bis 6. Lebensjahr allseitig und harmonisch heranzubilden. Dazu entwickelt er Spiel- und Beschäftigungsmittel (die "Spielgaben" ab 1836) und führt ab 1842 Kinder-gärtnerinnenkurse in Blankenburg durch.

 

In den folgenden Jahren bis 1849 widmet sich Fröbel der weiteren Ausarbeitung seiner Vorschulpädagogik und der Verbreitung der Kindergärten.

Auf der Höhe seines Wirkens führt er im August 1848 auf einer von ihm und anderen fortschrittlichen Lehren initiierten Lehrerversammlung in Rudolstadt etwa 260 Pädagogen seine Kindergartenerziehung in Theorie und Praxis vor.

 

1849 siedelt Fröbel von Blankenburg nach Bad Liebenstein und anschließend (im Mai 1850) nach Schloss Marienthal über, wo er sich der ständigen Ausbildung von Kindergärtnerinnen zuwendet. 1851, im Jahre seiner Heirat mit Luise Levin, einer von Fröbel ausgebildeten Kindergärtnerin, werden mit Wirkung vom 23. August unter dem Verdacht staatsgefährdend zu wirken, d.h. demokratische Tendenzen zu verbreiten, sämtliche Fröbel-Kindergärten in Preußen verboten. Dieses Verbot war wohl Fröbels schwerster Schicksalsschlag. Er trägt sich daraufhin mit dem Gedanken einer Auswanderung in die USA und einer Neugründung von Kindergärten in Amerika.

 

Auf der Pädagogenversammlung in Bad Liebenstein im September 1851 wird eine öffentliche Stellungnahme für Fröbel abgegeben. Am 3. Juni 1852 nimmt Fröbel zum letzten Mal an einer Lehrerversammlung teil und stirbt am 21. Juni 1852 in Marienthal, ohne die erst 1860 erfolgte Aufhebeng des Kindergartenverbots noch erlebt zu haben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Friedrich Fröbel

[Dieser Textauszug stammt aus einer Hausarbeit von Dipl.-Päd. Margarete Burba, verst. 2012, im Diplomstudiengang Schule der Georg-August Universität Göttingen, über "Friedrich Fröbel. Leben und Werk eines romantischen Pädagogen" vom Mai 1993 und wurde von mir für die vorstehende Veröffentlichung neu zusammengestellt und überarbeitet bzw. editiert, siehe auch den vorstehenden Text über "Die Deutsche Romantik" aus derselben Quelle.]