Sollinger

Das Schicksal einer aus Einbeck vertriebenen jüdischen Familie während der Zeit des Nationalsozialismus

 

[Aktueller Stand der Recherche: 23.11.2013]

Blick auf das viergeschössige Steinhaus am Marktplatz 23/23a in Einbeck. das von 1920 bis 1935 Geschäfts- und Wohnhaus der Familie Sollinger war (Quelle: Foto frühestens von 1921 aus dem Besitz von Hellmut Hainski, Einbeck, aufgefunden 11/2013).
Blick auf das viergeschössige Steinhaus am Marktplatz 23/23a in Einbeck. das von 1920 bis 1935 Geschäfts- und Wohnhaus der Familie Sollinger war (Quelle: Foto frühestens von 1921 aus dem Besitz von Hellmut Hainski, Einbeck, aufgefunden 11/2013).

 

Einbeck (1921 – 1935)

 

Am 8. März 1921 zog Julius Sollinger, gelernter Kaufmann aus Wenzen Nr.80, wo er am 12. Juni 1888 geboren wurde, mit Frau Selma und Tochter Irene (geb. am 2. Januar 1921 in Wenzen) nach Einbeck, um dort sein Bekleidungshaus („Spezialhaus für sämtliche Manufakturwaren und fertige Damen-Bekleidung“) weiterzuführen. Das Geschäft, das er am 21. Februar 1921 als Gewerbe angemeldet hatte (zusammen mit seinen Brüdern Hermann und Albert als „Gebrüder Sollinger OHG“) befand sich im Haus Marktplatz 23 bzw.23a, dem sogenannten Steinhaus, das er Anfang 1920 von dem Maurermeister Friedrich Dehne käuflich erworben hatte. Seine Frau Selma (geb. Oppenheimer) stammte aus Iserlohn im Kreis Arnsberg (Westf.) und kam dort am 2. März 1891 zur Welt. Selma und Julius heirateten am 31. März 1919. Selma erhielt am 24. Juni 1921 Prokura als Angestellte im Geschäft ihres Mannes. In dem Haus in Einbeck lebten anfänglich Isaak Sollinger (geb. 16. November.1848), Vater von Julius, bis zu seinem Tod am 13. Juni 1927sowie seine ältere Schwester Alma Cahn (geb. Sollinger am 12. Dezember 1881 in Wenzen), die mit Adolf Cahn seit Juli 1920 verheiratet war und mit ihrem Mann am 9. Mai 1921 von Wenzen nach Einbeck umzog. Am 6. Juni 1921 treten Hermann (Berlin) und Albert Sollinger (Frankfurt) aus der OHG aus und Adolf Cahn (Schwager von Julius) tritt als neuer Gesellschafter ein. Als Witwe (Adolf war am 1. Juni 1921 gestorben) war Alma ab dem 7. September 1921 Mitinhaberin der Sollinger OHG.

 

 Die Sollingers waren in Einbeck eine angesehene und vermögende Familie, die sich am 17. Juni 1923 um eine weitere Tochter, Margot, vergrößerte.

 

  Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten und den Boykott jüdischer Geschäfte ab 1933, musste Julius sein Geschäft am 27. Februar 1936 nach einem abermaligen Ausverkauf (Das erste Konkursverfahren konnte am 26.November 1931 abgewendet werden) rückwirkend zum 15. Oktober 1935 aufgeben (Konkursausverkauf). Die OHG Sollinger wurde am 19.Januar1937 aufgelöst und aus dem Handelsregister gestrichen.Das Haus wurde von der Sparkasse Einbeck übernommen und 1936 an die Stadt Einbeck weiterverkauft (Ratsbeschluss vom 29. Oktober 1936). Die Familie Sollinger zog daraufhin nach Hannover und meldete sich dort am 19. Dezember 1935 in der Georgstraße 48 an.

 

Hannover (1935 – 1941)

 

 Von der Georgstraße 48, ihrer letzten Privatadresse vor ihrer Deportation, wurden die Sollingers am 4. September 1941 durch die Gestapo-Leitstelle Hannover (Beginn der Aktion „Lauterbacher“ ab August 1941) in das „Judenhaus“, Josephstraße 22, in Hannover zwangsweise eingewiesen.

 

  Margot heiratete noch in der Georgstraße am 17. Juli 1941 Herbert Hirschland aus Stadthagen, der dort am 7. Juni 1918 geboren wurde. Von 1933 bis 1936 machte er eine kaufmännische Lehre (Abschluss: Gehilfenprüfung) in Misburg und zog am 19. Dezember 1935 nach Hannover.

 

  Die Familie Sollinger mit Julius, Selma, Margot Hirschland, geb. Sollinger, und Schwiegersohn Herbert Hirschland sowie dessen Mutter Margarete (geb. 2.8.1890 in Stadthagen, LL 10.8.1942 in Riga) wurde gemeinsam (ohne Irene, die am 9. April 1940 in die USA emigriert war) vom „Judenhaus“ in Hannover, Josephstraße 22 bzw. aus dem jüdischen „Altersheim“ in der Brabeckstraße 86 (Margarete Hirschland), am Morgen des 15.12.1941 über die Sammelstelle Ahlem (der einstigen Israelitischen Gartenfachschule und seit Anfang November 1941 das Sammellager der Gestapo) per Lastwagen zum Bahnhof Hannover-Fischerhof (Stadtteil Linden) gebracht und von dort in einem Personenzug mit Gepäckwagen der Deutschen Reichsbahn in das Ghetto Riga deportiert.

 

Zur Geschichte des Ghettos Riga habe ich wegen der Bedeutung dieses Ortes für die Sollinger-Biographie einen eigenen Artikel zusammengestellt (→ Ghetto Riga).

 

Ghetto Riga (1941 – 1944)

 

 Sie kam dort am 18.12.1941 auf dem Güterbahnhof Skirotava südlich von Riga an (s. Anlagen). Es war wegen einer Transportsperre der Reichsbahn der letzte „Judentransport“ des Jahres 1941 nach Riga. Erst hier erfuhren die Deportierten das Ziel ihrer dreitägigen Reise. Der fünf Kilometer lange Marsch ins Ghetto (ca. 1 Stunde) fordert bei eisiger Kälte die ersten Todesopfer. Von den 1001 Deportierten überlebten 69 (Stand: 2013) den 1. Hannover-Transport, darunter Selma (Häftlings-Nr.: 62366) und Herbert Hirschland. Nur ein verkleinerter Teil des zuvor für die Transporte kurzfristig „freigemachten“ Ghettos (der größte Teil der lettischen Juden wurde aus diesem Grund ermordet) stand für die Neuankömmlinge zur Verfügung, sodass bald eine katastrophale Enge in den Unterkünften herrschte. Die verschleppten und systematisch ausgeraubten Menschen waren weder über das Deportationsziel noch über die näheren Umstände vor Ort unterrichtet worden: man hatte sie auf hinterlistige Weise belogen und getäuscht! Beim Verlassen des Reichsgebiets verloren sie nicht nur ihre Staatsbürgerschaft sondern auch ihr Vermögen und mussten ihren Abtransport in den Tod selbst bezahlen! Selma wurde vom Ghetto-Kommandanten SS-Obersturmführer Kurt Krause zum Funktionshäftling ernannt und war zuständig für den Arbeitseinsatz der "Hannoveraner" bei den deutschen Dienststellen. Julius wurde der Ghetto-Polizei zugeteilt, während Margot und Ehemann Herbert Hirschland außerhalb des Ghettos arbeiteten.

 

KZ Stutthof und Außenlager (1944 – 1945)

 

 Die Rückführung (Evakuierung) der deportierten Juden durch die Sipo Riga aus dem baltischen Raum begann am 5. August 1944. Am gleichen Tag verließen die ersten Transporte Riga auf dem Seeweg in Richtung Danzig (KZ Stutthof). Julius und Selma kamen am 8.8.1944 in Stutthof an, während Tochter Margot (Häftlings-Nr.: 94502) und ihr Ehemann Herbert Hirschland erst am 1. Oktober 1944 in Stutthof registriert wurden. Von diesem Tag an (letztes Lebenszeichen) verliert sich die Spur von Margot Hirschland, geb. Sollinger. Da am 9.8.1944 ein Transport aus Riga in Stutthof registriert wurde, aus dem viele Häftlinge im Armeebeklei-dungsamt (ABA) gearbeitet hatten, ist anzunehnen, dass Julius und Selma dort beschäftigt waren. Selma kam von Stutthof im Spätsommer 1944 in die Frauen-Außenlager Argenau (Gniewkowo) Landkreis Inowroclaw, sowie Schlüsselmühle (Kluczyki) und Korben (Chorab im Landkreis Thorn, Westpreußen). Sie wurde auf dem Todesmarsch von Korben (Beginn 20. Januar 1945), wo sie seit September 1944 inhaftiert war am 29. Januar 1945 von der Roten Armee im Gefängnis Koronowo (Deutsch-Krone) befreit. Im nahegelegenen Bromberg traf sie, vermutlich in einem Internierungslager für "Displaced Persons" (DP), ihren am 12. März 1945 befreiten Schiegersohn Herbert Hirschland zufällig wieder und kehrte mit ihm am 1. Juli 1945 nach Hannover zurück. Die Einzelheiten gehen aus den Augenzeugenberichten von Henny Markiewicz-Simon, Herbert Hirschland und Jeanette Wolff, einer prominenten sozialdemokratischen Mitgefangenen, hervor (vgl. die nach ihren schriflichen Berichten angefertigte Karte in den Anlagen).

 

KZ Buchenwald und Außenlager (Tröglitz und Gleina bzw. „Wille“, 1944)

 

 Julius (Häftlings-Nr,: 82071) kam aus dem Ghetto Riga wie alle übrigen Familien-mitglieder auch in das KZ Stutthof (Ankunft am 9.8.1944) und wurde von dort am 15.8.1944 unter Trennung von seiner Ehefrau Selma, die am gleichen Tag wie er in Stutthof angekommen war, in das KZ Buchenwald überstellt (Ankunft am 15.8.1944 im "Zeltlager" oder "Kleinlager"). Von Buchenwald kommt er am 8.9.1944 in das mit rund 2000 Häftlingen belegte Zeltlager Tröglitz (d.h. in den Außenlagerkomplex mit dem Decknamen „Wille“, bestehend aus den "Arbeitslagern der Waffen-SS" Gleina (bis Mitte Juni 1944), Tröglitz (bis Ende Dezember 1944), und Rehmsdorf  bei Zeitz) und stirbt noch vor dem Umzug der Häftlinge nach Rehmsdorf (Jahreswende 1944/45) in feste Unterkünfte (Barackenlager) in Gleina am 20.10.1944 (Sterbeurkunde Nr. 1769 vom 22.10.1944), vermutlich in dem dort eingerichteten Lazarett des Arbeitskommandos "Wille" als Zwangsarbeiter für die 1934 gegründete Braunkohle-Benzin-AG (Brabag) mit Sitz in Zeitz (Todesursache: Phlegmone am linken Mittelfinger und hochgradige Schwäche). Die Häftlinge wurden aus Buchenwald von der Werksleitung (vom Werksleiter der Brabag Dr. Wille!) angefordert, um die Bombenschäden am Hydrierwerk der Brabag zu beseitigen. Im Lagerkomplex „Wille“ starben 5871 Häftlinge an den katastrophalen Versorgungs-, Arbeits- und Lebensbedingungen. Die Leiche von Julius Sollinger wurde am 31. Oktober 1944 im Krematorium Gera eingeäschert (Einäscherungs-Nr. 28516) und auf dem dortigen Ostfriedhof begraben. Julius' Name steht dort auf einer vom Leiter des Krematoriums (Alfred Broßmann) gegen den Willen der SS angelegten Liste der seit Juni 1944 in Gera eingeäscherten Häftlinge. Außerdem ist sein Name auf der hinteren Bronzeplatte rechts des am 17. Juli 1949 eingeweihten Mahnmals eingelassen, die zusammen mit den anderen drei Bronzeplatten 1991 der Grabstätte hinzugefügt wurden (s. Bild). Ein prominenter Häftling des Lagers Tröglitz war der ungarische Schriftsteller und Literatur-Nobelpreisträger 2002 Imre Kertész ("Roman eines Schicksallosen", 1975, verfilmt 2005), der in diesem Buch bzw. Film u.a. seine Häftlingszeit in Tröglitz beschrieben und reflektiert hat.

 

Hannover (1945)

 

 Am 3. Juli 1945 ist Selma wieder in Hannover angemeldet und am 1. Dezember 1945 in Einbeck. Herbert Hirschland, ihr Schwiegersohn, ist seit dem 1. Juli 1945 in Hannover gemeldet und seit dem 1. Dezember 1945 in Einbeck. Sie trafen sich nach der Befreiung vermutlich in einem Internierungslager für "Displaced Persons", einem sogenannten DP-Camp, in der Nähe von Bromberg (Bydgoszcz) wieder und kehrten gemeinsam am 1. Juli 1945 nach Hannover bzw. nach Einbeck zurück. Über seinen Weg vom Ghetto Riga ins KZ Stutthof bis zu seiner Befreiung am 12. März 1945, ist nichts Näheres bekannt. Aufschluss über sein Schicksal und das seiner Frau Margot könnte eventuell seine Akte im Niedersächsischen Staatsarchiv Hannover (Außenstelle Pattensen) geben, die ab 2019 zur Einsicht freigegeben wird. 

 

 

Einbeck (1945 – 1946)

 

 Nach dem Krieg waren Selma Sollinger und Herbert Hirschland seit dem 12. Dezember 1945 in Einbeck Altenndorfer Straße 18) gemeldet.

Selma meldete sich bereits am 6.6.1946 in Einbeck wieder ab, überließ ihr gemeinsames  Geschäft „Sollinger & Hirschland“ (Haushaltswaren und Damenoberbekleidung) in der Benser Straße 1 ihrem Schwiegersohn und emigrierte in die USA (s. unten).

 

  Herbert Hirschland ließ Margot, seine erste Frau, mit Wirkung vom 14. Mai 1950 durch das Amtsgericht Hannover für tot erklären und heiratete am 8.9.1951 in Northeim ein zweites Mal Ursula Pick (geb. 23.3.1922 in Breslau, zugezogen in Einbeck von Northeim aus am 21.9.1951), zog am 15.2.1960 in Einbeck mit Ehefrau und Sohn Michael (geb. 7.1.1954) in den Sülbecksweg 36a um und blieb nach einer kurzen Anstellung bei der Stadt Einbeck (vom 5.1.1965 bis zum 28.2.1965) bis zum 28.10.1965 mit seiner 2. Frau in Einbeck. Er ist am 3.6.2009 in Schwalbach/Main-Taunus-Kreis gestorben.

 

Philadelphia (und andere Wohnorte in den USA, 1946 – 1982)

 

 Selma emigriert am 22.8.1946 von Frankfurt/Main (zugezogen am 6.6.1946) über Bremerhaven mit der SS Marine Perch zu ihrer Tochter Irene in die USA (Philadelphia). Sie lebte dort zunächst bei ihrer Tochter Irene (verh. mit Kurt Rosenbaum) in Philadelphia (US-Staatsbürgerschaft seit 1956?) und seit ihrer zweiten Ehe mit Theodor Rosenblum am 31.5.1957 in New York bzw. ab 7.9.1960 und 1.11.1963 in Dalton, Georgia, und zuletzt in Marietta, Georgia. 1982 ist Selma Sollinger-Rosenblum in einem jüdischen Altersheim (Jewish Home) in Atlanta, Fulton, Georgia (USA) im Alter von 91 Jahren, gestorben (US-Sterbeurkunde vom 9.10.1982). Irene war im Juni 1978 in Cobb, Georgia (USA), vor ihrer Mutter gestorben.

 

 

 

Grabstätte und Mahnmal für 446 jüdische Opfer des Faschismus auf dem Ostfriedhof von Gera, darunter das Grab von Julius Sollinger (sein Name steht auf der hintere Grabplatte rechts).
Grabstätte und Mahnmal für 446 jüdische Opfer des Faschismus auf dem Ostfriedhof von Gera, darunter das Grab von Julius Sollinger (sein Name steht auf der hintere Grabplatte rechts).

 

Die Inschrift auf dem Grabstein lautet: Hier ruht die Asche von 446 jüdischen Opfern des Faschismus.

Name von Julius Sollinger auf der rechten oberen Bronzeplatte der Grabstätte Vlc KZ 2.WK und Mahnmal (s. oben) für die jüdischen Opfer des Faschismus auf dem Ostfriedhof von Gera (Foto der Friedhofsverwaltung Gera vom August 2013).

 

 

Solange hier das Wappen von Atlanta (USA) erscheint, habe ich noch kein Foto von Selmas Grab!
Wappen von Atlanta, GA (USA)

Solange hier noch das Stadtwappen von Atlanta (USA) erscheint, habe ich noch kein Foto von Selmas Grabstätte gefunden!

Das Wappen stellt einen Phönix dar, der sich aus der Asche erhebt, bezugnehmend auf die Zerstörung der Stadt 1864 durch Unionstruppen während des Amerikanischen Bürgerkrieges.

 

Ich würde mich freuen, wenn mir jemand ein Foto von ihr und ihrer Grabstelle beschaffen könnte, die ich dann an dieser Stelle statt des Stadtwappens von Atlanta einsetzen würde.

Epilog

Während der Überfahrt in die USA (vom 22.8. bis 31.8.1946 an Bord der US Marine Perch sowie am 5.9.1946 und am 21.1.1947 aus Philadelphia) schrieb Selma Sollinger tagebuchartige Notizen und später zwei Briefe an ihre Einbecker Freunde, die erst Anfang 2013 aufgefunden wurden.

 

Darin ist von der wundervollen "Schönheit des Lebens", einer "besseren Zukunft" und der neu gewonnenen Freiheit aber auch von "tiefer Trauer und Bitternis, die auf dem Grunde ihrer Seele liegen" die Rede und dem Wunsch, die "grausamen Schicksalsjahre" hinter sich zu lassen, um "einer neuen glücklicheren Heimat entgegenzufahren, denn wir könnten dieses Dasein nicht ertragen, wenn wir es nicht in Vergessen hinbrächten".

Beginn der Tagebuchaufzeichnungen von Selma Sollinger auf der Überfahrt  mit der US Marine Pearch von Bremerhaven über New York nach Philadelphia (USA).

 

Wenn Selma ihre schrecklichen Erlebnisse in der Nazizeit vergessen möchte, ist das - wegen der geringen Distanz zur Nazizeit - verständlich. Ob sie es in ihrem weiteren Leben (bis 1982) geschafft hat zu vergessen, wissen wir nicht.

Angesichts der vielen gegenteiligen Zeugnisse von Holocaust-Überlebenden und der Selbstmorde unter ihnen auch noch viele Jahre nach Ende der Naziherrschaft, ist der Erfolg eines solchen Verdrängugsversuches eher unwahrscheinlich.

Für uns Nachgeborenen gilt aber weiterhin, uns über Namen und Orte, Tatorte und Täter zu informieren und die Opfer dabei nicht auszublenden, denn vollendet wird der von den Nazis geführte Vernichtungsfeldzug gegen die Juden erst durch das Vergessen!

 

Erinnern wir uns an Selma Sollinger und ihre Familie, damit sich ihre Spur und die Spuren aller anderen Menschen jüdischen Glaubens, die auf unserer Gedenktafel am Alten Rathaus in Einbeck stehen, nicht verlieren!

Nach dem Bericht des Hauptmanns der Schutzpolizei Paul Salitter vom 26.12.1941 rekon-struierte Deportationsroute der Familie Sollinger von Hannover ins Ghetto Riga am 15.12.1941
Nach dem Bericht des Hauptmanns der Schutzpolizei Paul Salitter vom 26.12.1941 rekon-struierte Deportationsroute der Familie Sollinger von Hannover ins Ghetto Riga am 15.12.1941
"Judenhäuser" 1941 in Hannover (1-15). (7) Josephstraße 22, (16) Sammelstelle Ahlem, (17) Deportationsbahnhof Fischerhof, Linden. (15) Brabeckstraße 86.  Aus: Abgeschoben in den Tod - Ausstellungskatalog. © Landeshauptstadt Hannover, Geoinformation 2011.
"Judenhäuser" 1941 in Hannover (1-15). (7) Josephstraße 22, (16) Sammelstelle Ahlem, (17) Deportationsbahnhof Fischerhof, Linden. (15) Brabeckstraße 86. Aus: Abgeschoben in den Tod - Ausstellungskatalog. © Landeshauptstadt Hannover, Geoinformation 2011.
Selma Sollingers Weg in die Freiheit vom KZ Stutthof (1) über die Außenlager Argenau, Schlüsselmühle und Korben in der Nähe von Thorn (2-4) nach Bromberg (5) und Koronowo (6)
Selma Sollingers Weg in die Freiheit vom KZ Stutthof (1) über die Außenlager Argenau, Schlüsselmühle und Korben in der Nähe von Thorn (2-4) nach Bromberg (5) und Koronowo (6)
Standorte (s. Punkte) der Lager in Gleina, Tröglitz (Zeltlager) und Rehmsdorf 1944/45. Julius Sollinger kam am 8.9.1944 nach Tröglitz und starb am 20.10.1944 in Gleina (Karte: L. Czoßek, Gedenkstätte Rehmsdorf).
Standorte (s. Punkte) der Lager in Gleina, Tröglitz (Zeltlager) und Rehmsdorf 1944/45. Julius Sollinger kam am 8.9.1944 nach Tröglitz und starb am 20.10.1944 in Gleina (Karte: L. Czoßek, Gedenkstätte Rehmsdorf).