Ausflug in die Stille

Gedichte aus: Ausflug in die Stille, 2009, S. 178 - 179



 

       Letzte Fragen


 

 

Ach, mein Leben geht zu Ende,

und der Abschied fällt mir schwer,

und an wen ich mich auch wende,

helfen kann mir keiner mehr!

 

Was soll ich noch tun und lassen?

Was ist eilig, was hat Zeit?

Soll ich mich mit Gott befassen

oder mit der Einsamkeit?

 

Was bleibt übrig, was geht unter?

Habe ich noch eine Frist?

War mein Leben nur ein bunter

Traum, der nun zu Ende ist?

 

Ach, ich weis ja, all die Fragen

wurden schon so oft gestellt

und, dass man seit Kindheitstagen

keine Antworten erhält!




        Im Totengrund

 

 

          Dämmerung über der Heide.

          einsame Stimmen im Tal.

          ahnungsvoll steh ich und schweige

          vor einem Gräbermal.

 

          Heimische Lieder erklingen,

          sind mir von Kindheit vertraut,

          um meine Füße sich schlingen

          Gräser und Heidekraut.

 

          Hinter dem steinernen Grabe

          bis an des Talgrundes Rand:

          still und gewunden die Pfade,

          Spuren im Heidesand.

 

          Dunkle Wacholder und Sträuche

          drängen sich lautlos heran.

          Sagen und heidnische Bräuche

          rühren mich seltsam an.

 

          Zauberer seh ich, Dämonen.

          Ruhelos ziehen umher

          Geister, die Dolmen bewohnen,

          Angst vor der Wiederkehr.

 

          Flackernde Feuer im Grunde,

          Asche und Totengebein,

          über der nächtlichen Stunde

          magischer Widerschein.

 

          Unter der Heide begraben

          liegt die verlorene Zeit:

          Steine von Steinen getragen,

          Tod und Vergänglichkeit.



           Der Totengrund am Wilseder Berg

           ist ein bekannter Landschaftsteil der

           Lüneburger Heide.