Tango tanzen
Gedichte aus: Tango tanzen, 2008, S. 197 – 203
Adelheid und ihr Verehrer
Für Evelyn Hamann
Ich möchte dir zum Abschied sagen,
doch leider hörst du es nicht mehr:
Mein Herz hat nur für dich geschlagen.
Ich liebe dich. Du fehlst mir sehr!
Jetzt müssen um ihr Dasein bangen,
der Chef, der Schilling und der Pohl
und ihre Mörder selber fangen,
nur dabei ist mir gar nicht wohl.
Du hast mit Spürsinn, Charme und Logik
für sie die Täter überführt
und obendrein mit deiner Komik
uns alle köstlich amüsiert.
Und wärst du noch bei uns geblieben,
dann hättest du auch längst entdeckt,
wer diesen Liebesbrief geschrieben
und welche Absicht er bezweckt.
Ach, könntest du doch weiter machen
in deinem himmlischen Büro,
dann gäbe es noch viel zu lachen
und Mord und Totschlag sowieso!
In Anlehnung an die Fernsehserie „Adelheid und ihre
Mörder“ mit Evelyn Hamann (gest. 2007) in der Hauptrolle.
"Gedicht der Woche" bei Jokers 2008.
Die eigene Meinung
Es ist nicht leicht mit ihr zu leben,
so lebt man oft von ihr getrennt,
es soll auch viele Fälle geben,
in denen man sie gar nicht kennt.
Beharrlich muss man nach ihr suchen,
dem schnellen Griff entzieht sie sich,
da hilft kein Jammern oder Fluchen,
nur viel Geduld ist förderlich.
Der Weg zu ihr steht jedem offen,
doch ist er schwerer als man denkt.
Wir können viel von ihr erhoffen,
nur kriegen wir sie nicht geschenkt.
Im Wochenendparadies
Ach, man kann es kaum erwarten:
Wochenend im Schrebergarten,
wo man Ärger, Stress und Sorgen
runterschluckt bis übermorgen,
denn auf seiner Gartenscholle
kriegt man sich nicht in die Wolle,
hier sind Zeit und Ruhe heilig,
niemand stört und hat es eilig.
Und so müht man sich im Stillen,
seine Pflichten zu erfüllen:
Wasser holen aus der Tonne,
Rasen mähen in der Sonne,
Hacken in Gemüsebeeten,
graben, harken, Unkraut jäten,
damit alles nach der Reihe
wachse, blühe und gedeihe.
Doch vor dem Erfolg, ihr Götter,
liegt ein Kampf mit Wind und Wetter,
aber auch mit den versteckten
Käfern, Raupen und Insekten,
die vom nahen Komposthaufen
über Land und Leute laufen
und, weil sie den Frieden stören,
nicht in diese Welt gehören.
Legt man dann die müden Glieder
nach getaner Arbeit nieder,
trinkt im Schatten der Spaliere
eins der kühl gestellten Biere
und bemerkt, dass bei den Bäumen
schon die Gartenzwerge träumen,
fühlt man sich auf seiner Wiese
wie dereinst im Paradiese.
Welch ein Glück, wenn man hier hätte,
seine letzte Ruhestätte!
"Gedicht der Woche" bei Jokers 2008.
Max und Moritz p.m.
Max und Moritz, diese Bengel,
auferstanden aus dem Grab,
blicken nun wie Unschuldsengel
schadenfroh auf uns herab.
Rühmen sich mit ihren Streichen
und von Reue weit entfernt,
sind sie immer noch die Gleichen,
haben nichts dazu gelernt.
Ihre Übeltätereien
sind auch heute noch modern,
eigentlich nicht zu verzeihen,
doch verzeihen wir sie gern.
Ob wir ihre Streiche lieben,
die sie für uns ausgeheckt,
weil wir es genauso trieben,
oder mehr dahinter steckt?
Ist ihr Beispiel nicht verderblich
oder gar ein Risiko? –
Jedenfalls sind sie unsterblich
und ihr Schöpfer ebenso.