Winternebel

Gedichte aus: Winternebel, 2011, S. 20 - 26

 

Der Band "Winternebel" ist aus dem Lyrikwettbewerb 2010 von LITERATUR-PODIUM.DE hervorgegangen. In diesem Wettbewerb bin ich mit dem Gedicht "An meiner Hand" auf den 3. Platz gekommen und wurde infolgedessen zum ersten Mal auf dem Cover des Lyrikbandes erwähnt (Publikationen/Kunst und Fotografie).


 

Sterbenszeit

 

   

In meinem Leben ist es still geworden,

der Tod erwartet mich schon vor der Tür

und könnte mich noch heute sterben lassen,

doch fehlt ihm wohl ein guter Grund dafür.

 

Wenn ich bedenke, was im Leben zählte

und was von andern Menschen übrig blieb,

dann waren es die großen Heldentaten,

die man bewunderte und niederschrieb.

 

Ich habe nichts dergleichen vorzuweisen,

ich widmete mich ganz der Poesie

und schrieb Gedichte, die mir besser lagen,

denn Heldentaten lagen mir noch nie.

 

Doch sollte ein Gedicht mich überleben,

weil es den Menschen aus der Seele spricht,

dann würde ich mich stolz und glücklich fühlen

und große Taten kümmerten mich nicht.

 

Die Zeit läuft ab, die Fristen werden kürzer,

ich stelle mich beizeiten darauf ein.

In meinem Leben ist es still geworden

und bald wird es für mich zu Ende sein.


 

Nur nicht im Mai

 

 

Der Frühling hat sich Zeit gelassen,

jetzt ist es Mai und alles blüht.

Man hofft, um selber Mut zu fassen,

dass die Regierung sich bemüht.

 

Die Blumen blühen auf der Wiese,

die Käfer krabbeln durch den Sand.

Wir sind in einer Währungskrise,

die wurde viel zu spät erkannt.

 

Die Luft ist lau, die Vögel geben

in ihren Bäumen ein Konzert.

In der Natur beginnt das Leben,

doch unser Geld verliert an Wert.

 

Ich lasse mir den Mut nicht rauben

von Angst und Panik um mich her,

will fest an unsre Währung glauben,

die hat es augenblicklich schwer.

 

Wenn erst die Kurse wieder steigen,

geht jede Krise schnell vorbei,

das wird sich auch in dieser Zeigen,

nur eben nicht in diesem Mai.


 

Das schwarze Pulver

 

 

Er war ein heimlicher Verehrer

der Alchemie und Zauberei,

sein großer Traum war Gold zu machen

aus Kupfer, Silber oder Blei.

 

Die meisten Alchemisten waren

von ihrer Wissenschaft frustriert,

denn keiner fand den "Stein der Weisen",

der die Metalle transmutiert.

 

Er aber hatte sich trotz allem

im Laufe einer langen Nacht

aus Schwefel, Kohle und Salpeter

ein neues Elixier gemacht.

 

Und als er es mit Blei erhitzte,

kam es zu einem Zwischenfall:

Das schwarze Pulver explodierte

mit einem ungeheuren Knall.

 

Vom Gold, das er zu machen hoffte,

fand sich am Ende keine Spur

und was im Einzelnen passierte,

blieb ein Geheimnis der Natur.

 

Auch alle weiteren Versuche

verschwendeten nur Zeit und Geld,

sein explosives Pulver aber

eroberte die ganze Welt.

 

 

Der Franziskanermönch Bertold Schwarz,

der im 14. Jahrhundert in Freiburg lebte und

in seinem Kloster alchemistische Experimente

durchführte, wird bis heute mit der Entdeckung

des Schwarzpulvers in Verbindung gebracht,

obgleich er weder der Entdecker noch der

Namensgeber war.

 

 

Kindermond

 

 

Hoch über mir im Himmel wohnt

mein bester Freund, der Kindermond.

 

Er blickt vertraut auf mich herab

und liest mir von den Lippen ab.

 

Ich sage ihm, was mich beglückt

und auch, was mich zutiefst bedrückt.

 

Er bleibt zwar stumm, doch immer froh,

und deshalb liebe ich ihn so.

 

Von seinem Lächeln fällt der Schein

geradenwegs zu mir herein.

 


 

Die restlichen Gedichte "Der Reim ist tot ..." , "Eine ausradierte Stadt" und "An meiner Hand" können in (Über Lyrik), (Neue Gedichte) undPublika-tionen/Kunst und Fotografie) nachgelesen werden.