Falsche Töne
Gedichte aus: Falsche Töne, 2009, S. 69; 131 - 134
Mein Gartenzwerg
Ich liebe meinen Gartenzwerg
im Garten vor dem Haus,
und voller Stolz und Dankbarkeit
schau ich zu ihm hinaus.
Er redet nicht und lächelt nur
zufrieden vor sich hin.
Der Garten ist sein Paradies
und meines Lebens Sinn.
Wir sind ein eingespieltes Paar,
das fest zusammenhält
und sich in allem gut versteht
und nicht infrage stellt.
Ich liebe meinen Gartenzwerg,
er ist genau wie ich,
und wenn ich einmal sterben muss,
lass ich ihn nicht im Stich.
Dann kriegt er einen Ehrenplatz
im Himmel neben mir,
ich hoffe nur, der liebe Gott,
ist ebenfalls dafür.
Ein unbekannter Dichter
(Überarbeitet im Oktober 2011)
O Herr! Ich schreibe aus Passion
tagtäglich zwei bis drei Gedichte
und manchmal reicht die Kondition
auch noch für eine Kurzgeschichte.
Mein Werk ist viele Seiten lang
und hat dem Leser viel zu sagen,
doch füllt es nur den Bücherschrank
und liegt mir wie ein Stein im Magen.
Ich hätte meine Verse gern
den Leuten einmal vorgelesen,
doch blieben sie der Lesung fern -
es wäre auch zu schön gewesen!
Nun frage ich mich insgeheim,
warum nur will mich keiner hören?
Sind es die Verse und der Reim,
an denen sich die Leute stören?
Bin ich vielleicht der Zeit voraus
und fällt es schwer, mich zu verstehen?
Ich drücke mich in Versen aus,
doch niemand hat sie je gesehen.
O Herr! Ich bin nur ein Poet
und weder Kritiker noch Richter.
Erhöre mich und mein Gebet!
Grüß Gott! Ein unbekannter Dichter.
Die Hundematte
Ein Hund, der sich verlaufen hatte,
vermisste seine Ruhematte,
auf der er täglich lag und schlief
bis man ihn störte oder rief.
Sie war sein ständiger Begleiter
im Haus, im Garten usw.
kurz, seines Lebens Fundament,
von dem man sich nicht gerne trennt.
Auf dieser losen Unterlage
genoss er seine alten Tage
und sehnte sich nach ihr und sprach:
„Ach, welch ein großes Ungemach!
Wie konnte mir das nur passieren,
sie aus den Augen zu verlieren?
In meinem ganzen Hundeleben
hat es so etwas nicht gegeben.“
So fuhr er fort, für sein Versagen,
sich selber lauthals anzuklagen
und machte einen Mordsrabatz
um seinen Rast- und Ruheplatz.
Laudatio für Münchhausen
Ich kenne ihn aus Adelskreisen
als einen ehrenwerten Mann,
der nächtelang erzählen kann
von abenteuerlichen Reisen.
Die frei erfundenen Geschichten,
die er dabei zum Besten gibt,
sind unter Freunden sehr beliebt,
die oft und gern davon berichten.
Sie alle sind von ihm begeistert,
wenn er mit Witz und Phantasie
und seinem seltenen Genie
die größten Schwierigkeiten meistert
und lassen sich von ihm betören,
weil er so glänzend fabuliert
und sind gespannt und fasziniert
und lieben es, ihm zuzuhören.
Sein Ruf, zu lügen und zu prahlen,
hat ihn verbittert und gekränkt;
er hat sich niemals aufgedrängt
und ist ein Mann mit Idealen.
Ich kenne ihn seit vielen Jahren
und weis, dass er kein Lügner ist,
der seinen Adelsstand vergisst,
weil wir die besten Freund waren.
Veränderte und erweiterte Fassung des auf
Seite 69 der Anthologie veröffentlichten Textes.